Der heilige Georg

geboren ca. 260 n.Chr. in Kappadozien (Türkei)
gestorben ca. 305 n.Chr., entweder in Nikomedia (Türkei) oder in Lydda (Israel)

Schutzpatron
• der Pfadfinder
• der Soldaten
• der Reiter
• der Schützen- und Kaufmannsgilden
• der Bauern
• der Feuerwehr
• der Bergleute
• der Schmiede
• der Sattler
• der Wanderer
• des Viehs

Wird angerufen
• gegen Haut- und Geschlechtskrankheiten
• gegen Pest
• gegen Fieber
• gegen Versuchung
• bei Kriegsgefahr
• um Mut
• um Beistand

Wer verbirgt sich hinter dem hl. Georg, diesem sagenumwobenen Schutzpatron und Nothelfer? Was wissen wir von diesem Mann? Und was hat er – über die Erschlagung eines bösen Drachens hinaus – sonst noch besonderes bewirkt?

Fragen über Fragen. Die Suche nach erschöpfenden Antworten ist indes schwierig. Um den hl. Georg ranken sich zwar etliche Anekdoten, doch sind geschichtlich belegbare Zeugnisse seines Lebens rar.

Die historischen Quellen zu seiner Person erschienen der katholischen Kirche gar so ungewiss, dass aufgrund eines möglicherweise zu legendären Charakters der hl. Georg 1969 vorübergehend aus dem römischen Generalkalender gestrichen wurde, um jedoch nur wenige Jahre später, bereits 1975, wieder eingefügt zu werden.

Ungeachtet der zahlreichen Ungewissheiten wollen wir versuchen, das Leben und Wirken Georgs dem Dunkel einer längst vergangenen Zeit zumindest ein Stück weit zu entreißen.

Der hl. Georg wurde etwa zu Beginn der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts (ca. 260 n. Chr.) in Kappadozien – das ist eine Landschaft Zentralanatoliens in der heutigen Türkei – geboren. Wie viele männ­liche Zeitgenossen seiner Epoche, diente er als Soldat im römischen Heer. Während dieser Zeit kam er mit Christen in Kontakt und ließ sich taufen.

Die wohl bekannteste Legende, die sich um seine Person rankt, ist die vom Kampf mit einem bösen Drachen: Die historische Stadt Silena (im heutigen Lybien, wird von einigen Geschichtsforschern nordöstlich von Bengasi bei der heutigen Stadt Shahat verortet) wurde von einem furchtbaren Drachen tyrannisiert, der – so die Sage – in einem meergroßen See lebte und jedes Mal, wenn er hervorkam, die Luft mit seinem Feueratem verpestete. Besänftigt wurde das Untier dadurch, dass man ihm täglich zwei Schafe opferte. Als es aber schließlich keine Schafe mehr gab, forderte der Drache Menschenopfer. Das Los zur Bestimmung des ersten Opfers fiel ausgerechnet auf die Königstochter, die ihren Opfergang im Brautkleid unter dem herzzerreißenden Wehklagen ihrer Eltern antrat. Georg, der dies alles mit ansah, schritt ein und versprach, die Stadt von der Bestie zu befreien, wenn sich die Einwohner Silenas danach von ihm taufen lassen würden. Dies wurde ihm sogleich vom König gelobt. So stellte er sich mutig dem Drachen zum Kampf und verwundete diesen mit seiner Lanze schwer. Gemeinsam mit der Prinzessin verbrachte er das halbtote Untier in die Stadt, worauf sich über 15.000 Bürger taufen ließen. Daraufhin tötete Georg den Drachen, der anschließend von sechs Ochsen vor die Tore Silenas geschleift und in dem nahe gelegenen großen See versenkt wurde.

Diese Heldentat Georgs ist in mehreren Versionen überliefert worden und könnte sich daher auch an einem anderen Ort, so z.B. in der Nähe von Beirut im Libanon, zugetragen haben.

Von römischen Christenverfolgern des Kaisers Diokletian – geboren um 240 n.Chr. in Dalmatia, gestorben um 312 in Spalatum, Ostkaiser des röm. Reiches von 284 bis 305 – wurde Georg dann im Jahre 305 (andere Quellen nennen das Jahr 303) festgenommen und verhört. Dabei soll er die wiederholten Folterungen durch die kaiserlichen Schergen ohne jegliche Verletzungen überstanden haben. Dies beeindruckte die Gemahlin Diokletians so sehr, dass auch sie sich taufen ließ. Der erzürnte Kaiser ordnete daraufhin an, sie und Georg zu enthaupten.

Der Ort seiner Hinrichtung ist unter den Historikern umstritten. Entweder starb er in Nikomedia (nahe dem heutigen Izmit, südöstlich von Istanbul in der Türkei) oder in Lydda (bei dem heutigen Lod, südöstlich von Tel Aviv in der israelischen Küstenebene). In Lydda soll Georg jedenfalls begraben worden sein.

Seine Verehrung als Heiliger kann bis in das 6. Jahrhundert zurückverfolgt werden und erreichte um das Jahr 1100 herum – als Schutzpatron der Kreuzfahrer und Ritter – die wohl weiteste Verbreitung. Heute wird seine Anbetung vor allem in der Ostkirche praktiziert, wo man ihn zu den sog. Erzmärtyrern zählt. Es verwundert daher nicht, dass unzählige Kirchen dort seinen Namen tragen. Im Kaukasus wurde gar der Staat Georgien nach ihm benannt. Ebenso wird er in England bis zum heutigen Tage ausgeprägt verehrt.

In unzähligen Wappen und Fahnen von Vereinen, Städten und Ländern ist das sog. Georgskreuz – meist ein punktsymmetrisches rotes Kreuz mit schlanken Balken auf weißem Grund (Nationalfahne Englands) – vielerorts zu sehen.

Bei uns rechnet man den hl. Georg zu den 14 Nothelfern. Dies ist eine Gruppe von 14 Heiligen aus dem 2. bis 7. Jahrhundert, die (nach der sogenannten Regensburger Normalreihe) aus drei weiblichen und elf männlichen Heiligen besteht. Sie starben – mit Ausnahme des hl. Aegidius – als Märtyrer.

Text und Karte: H.-G. Steinheuer 

 

Quellen

Jöckle, C.: Der heilige Georg. Legende, Verehrung und Darstellungen; der edle, leuchtende Stern aus Kappadozien. Kehl/Rhein 2008

Bautz, F. W.: GEORG. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL), Band 2. Bautz, Hamm 1990

Donner, H.: St. Georg in den großen Religionen des Morgen- und Abendlandes. In: Hans Martin Müller (Hrsg.): Reformation und Praktische Theologie. Festschrift für Werner Jetter. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1983

Buhlmann, M.: Zu den Anfängen der Georgsverehrung im christlich-frühislamischen Palästina (6. – 7. Jahrhundert). In: Der Heimatbote. Band 14, 2003