Die Roisdorfer Weihnachtskrippe

1. Einleitung

Der Begriff „Krippe” steht im Zusammenhang mit Weihnachten für „Weihnachtskrippe” und meint nicht nur die eigentliche Krippe, in der das Neugeborene liegt, sondern das gesamte Szenario der dreidimensionalen Darstellung der Geburt Jesu Christi. Im Rheinland ist das Wissen darum, dass es nicht nur Weihnachtskrippen gibt, wenig verbreitet. Im Süddeutschen und in den Alpenländern dagegen sind auch Passions- und Osterkrippen noch präsent.

Absicht der dreidimensionalen Darstellungen ist es abstrakte theologische Inhalte anschaulich und begreifbar zu machen, denn Eingang in den persönlichen Glauben finden sie letztlich nur über das Herz: „... für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel herab gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden.“

Zur Grundausstattung jeder Krippe gehören auch Ochse und Esel, obwohl sie biblisch nicht überliefert sind. Sie kennzeichnen nicht nur den Ort der Geburt als Stall oder Unterstand für das Vieh, sondern haben darüber hinaus Symbolcharakter. Bei Jesaja heißt es: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe des Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.” (Jes 1, 3) Die Christen haben diese Textstelle des Alten Testamentes auf Jesus bezogen. Im Johannesevangelium heißt es: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.” (Joh 1, 11)

2. Szenenfolge

Die Krippe in unserer Pfarrkirche wird als Wandelkrippe aufgebaut, also zu verschiedenen Zeitpunkten umgestellt:

An den vier Sonntagen im Advent folgt der Verkündigung des Engels an Maria am zweiten Advent die Vermählung, danach die so genannte Heimsuchung, die Begegnung Marias mit ihrer Verwandten Elisabeth. Am vierten Advent schließt sich die Herbergssuche in Bethlehem an.

Kurz vor Weihnachten weicht der Altartisch, auf dem die Adventsszenen aufgebaut werden, der weit ausladenden Landschaft der Weihnachtskrippe. An Heiligabend beginnt alles mit der Verkündigung der Geburt an die Hirten, die noch recht verschlafen sind. Am ersten Weihnachtstag dann die Anbetung der Hirten an der Krippe. 2003 neu aufgenommen und für manchen gewöhnungsbedürftig ist die Badeszene, in der das Jesuskind gebadet wird - ein Motiv, das insbesondere in der Ostkirche zu jeder Darstellung der Geburt Christi gehört und das die Menschennatur des Sohnes Gottes unterstreicht.

Nicht fehlen darf die Anbetung der Heiligen Drei Könige, welche die Schätze ihrer Länder dem neugeborenen König der Juden darbringen und auch nicht die Flucht nach Ägypten, zu der die Hl. Familie gemäß der Weisung des Engels aufbricht.

Nach früherer Tradition wurde die Weihnachtszeit mit der Darstellung Jesu im Tempel abgeschlossen, bei der der greise Simeon und die Prophetin Hanna das Jesuskind als „Licht, das die Heiden erleuchtet“ und „Herrlichkeit für das Volk Israel“ preisen (Evangelium des Festes „Mariä Lichtmess“).

Die Figuren der Roisdorfer Krippe sind beweglich und werden für die einzelnen Szenen unterschiedlich eingekleidet. Durch Arrangement, Körperhaltung, Gestik und Blicke, die sich treffen oder auch ausweichen, stehen die Figuren in Beziehung zueinander, so dass die Szenen auch ohne Worte zum Sprechen gebracht werden.

3. Friedenslicht aus Behtlehem

Seit 1986 wird das Friedenslicht in jedem Jahr in den Wochen vor Weihnachten von einem oberösterreichischen Kind in der Geburtsgrotte Jesu entzündet. Von Bethlehem aus reist das Licht mit dem Flugzeug in einer explosionssicheren Lampe nach Wien. Dort wird es am dritten Adventswochenende in alle Orte Österreichs und in die meisten europäischen Länder gesandt. Züge mit dem Licht fahren über den ganzen Kontinent.

Seit 1993 verteilen Pfadfinderinnen und Pfadfindern in der Adventszeit das Friedenslicht aus Bethlehem in Europa und in Übersee. Bei Gottesdiensten holen sie das Licht ab und bringen es den Menschen als Symbol der Hoffnung auf Frieden. Es brennt in Kindergärten, Altenheimen, Krankenhäusern, auf Polizeistationen, in Asylbewerberheimen, in Rathäusern, Kirchen und im Bundestag. Das Licht ist Zeichen der Hoffnung und der Solidarität für alle Menschen »guten Willens«, unabhängig von Religionen und Weltanschauungen. www.scoutnet.de/friedenslicht

Das hier stehende Licht wurde in unsere Gemeinde gebracht, nachdem es Pfadfinder aus Hersel und Widdig im Kölner Dom abgeholt hatten. Bitte nehmen Sie es mit nach Hause um es an der eigenen Krippe als Zeichen des Friedens aufzustellen.

4. Krippe und Kreuz

Wer genau hinsieht, kann es erkennen: In unserer Krippe hängt ein Kreuz!? - Natürlich, im Stall in Bethlehem hing kein Kruzifix. Aber wer genau „hinsieht“, kann es erkennen: Das, was wir feiern, hat etwas mit dem Kreuz zu tun, so wie Jesus aus Nazareth nur von seinem Kreuz her zu verstehen ist. Wie bei einer Holzscheibe liegt hier das Zentrum, um das sich alles weitere bildet. Wie wir Jesus Christus erst vom Ende seines Lebens her verstehen können, so fügt sich auch unser aller Leben erst aus einer anderen Perspektive zu einem Ganzen - aus der Perspektive Gottes, der jenen Jesus aus Nazareth weder in der Krippe noch am Kreuz zugrunde gehen ließ, sondern ihm neues Leben schenkte.

In der Krippe begann Jesus seine Rettungsaktion: „Christ, der Retter ist da!“ Am Kreuz vollendete er sie: „Es ist vollbracht!“

5. Szenen

5.1. Verkündigung des Engels an Maria

Mit dem Heroldsstab, der ihn als Boten Gottes kennzeichnet, betritt Gabriel die Stube Mariens, die nicht zufällig gerade in einem Buch liest: Sie betrachtet die Prophezeiung des Jesaja: „Seht, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären. Sein Name ist: Immanuel – Gott mit uns.“ Maria erschrickt vor der Botschaft des Engels, doch sie vertraut sich Gott restlos an: „Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe, wie du es gesagt hast.“

Eine doppelte Bedeutung besitzen die sieben Rosen in der Vase zwischen Engel und Maria: Als Symbol für Maria, die „mystische Rose“ und in ihrer Siebenzahl für die Gaben des Hl. Geistes, durch dessen Kraft die Jungfrau empfängt.

5.2. Vermählung

Diese Szene der Vermählung Mariens mag für manche gewöhnungsbedürftig sein, doch sie ist ganz und gar biblisch: Auch Josef erschien der Engel: „Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. … Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.“

Man hat die Szene der Vermählung Mariens in der christlichen Kunst oft in der gleichen Weise dargestellt, wie eine Hochzeit in der Kirche erfolgte, nur eben geleitet von einem jüdischen Hohenpriester und im Tempel. In unserer Szene ist es der Verkündigungsengel, der Maria und Josef als Braut und Bräutigam zusammenführt, nach dem Vorbild der Vermählungsszene, wie sie in der Kölner Kirche St. Bruno ebenfalls mit Figuren von Lamers-Vordermayer gestaltet zu sehen ist.

5.3. Heimsuchung

Marias Verwandte Elisabeth, die als unfruchtbar galt, wird in ihrem fortgeschrittenen Alter noch schwanger. Maria dient dies als Bekräftigung der Botschaft des Engels, dass bei Gott nichts unmöglich ist. Sie eilt zu ihr ins Gebirge und es begegnen sich beim Haus des Priesters Zacharias nicht nur die beiden Frauen: Der ungeborene Prophet Johannes erkennt den ungeborenen Messias Jesus und er tanzt, wie es im Bericht des Evangelisten heißt, im Leib Elisabeths, ebenso wie einst König David vor der Bundeslade tanzte, mit der Gott in seinem Volk gegenwärtig war. Maria bricht in den prophetischen Lobpreis aus: „Gott nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unseren Vätern verheißen hat.“ Überrascht von dem unverhofften Besuch äugt Zacharias, dem die Geburt seines Sohnes Johannes verheißen worden war, um die Ecke seines Hauses.

5.4. Herbergsuche

Die letzte adventliche Szene, unmittelbar die weihnachtlichen Szenen vorbereitend, ist der Herbergssuche gewidmet. Maria und Josef sind in Bethlehem angekommen, doch heftig gestikulierend wehrt der Wirt, der sich im Eingang seiner Herberge aufgebaut hat, den demütig um Unterkunft bittenden Josef und die hochschwangere Maria ab. „... und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“ Vor der verschlossenen Herberge bereits muss der noch ungeborene Sohn Gottes erfahren, was der Evangelist Johannes in seinem Prolog beschreibt: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.“

5.5. Verkündigung der Geburt an die Hirten

In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade. Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ. (Lk 2, 8-15)

5.6. Anbetung der Hirten

So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war. (Lk 2, 16-20)

5.7. Badeszene

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. (Joh 1, 14a)

5.8. Anbetung der Hl. Drei Könige

Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle. Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten: Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel. Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige. Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land. (Mt 2, 1-12)

5.9. Flucht nach Ägypten

Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten. Da stand Josef in der Nacht auf und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. (Mt 2, 13-15)

5.10. Darstellung Jesu im Tempel

Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde. Dann kam für sie der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe. Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:

Nun läßt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel. Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, daß in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.

Damals lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.

Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm. (Lk 2, 21-40)

6. Zur Geschichte der Roisdorfer Krippe

Die Roisdorfer Krippe entstand in den Jahren 1942 und 1943, mitten im 2. Weltkrieg, und kann alleine deswegen schon als besonderes Zeichen christlicher Hoffnung gelten.

Die Figuren wurden von der renommierten Krippenkünstlerin Johanna Lamers-Vordermayer aus Kleve geschaffen.

Ausführliche Informationen zur Geschichte der Roisdorfer Krippe sowie zum Leben der Künstlerin Johanna Lamers-Vordermayer sind auf den Internetseiten der Heimatfreunde Roisdorf zu finden.

7. Geschichtliches zur Krippentradition

Das Weihnachtsfest wurde - belegbar - erstmals 336 in Rom gefeiert und 354 offiziell auf den 25. Dezember gelegt.

Kaiserin Helena baute 326 - 335 über der Geburtsgrotte in Betlehem eine Basilika, die 386 durch den hl. Hieronymus ausgestaltet wurde. Sie zeigte - wie überliefert wird - einen offenen Stall mit Krippe, Ochse, Esel, Josef, Maria, Hirten, Engel und die heranziehenden Magier - also bereits das komplette Bildprogramm unserer Krippendarstellungen.

In der Hl. Nacht im Jahr 1223 ließ Franz von Assisi in Greccio eine Krippe mit lebenden Personen und Tieren aufstellen um einen anderen Zugang und eine tiefere Verinnerlichung zu ermöglichen.

Ab 1384 lassen sich erste figürliche Krippen in den Kirchen Italiens nachweisen. Im 15. Jahrhundert breitet sich dieser Brauch in Italien aus und kommt im 16. Jahrhundert in Süddeutschland an. Ab dem 18./19. Jahrhundert taucht die Krippe auch in den Familien auf.

Um 1900 beobachtet man im katholischen Rheinland: Geschenkt wird noch zu Nikolaus, Weihnachten feiert man in der Kirche und zu Hause. Weihnachtsbäume stehen nur bei Protestanten, Krippen sind ein katholischer Brauch. In der Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg wandert bei den Katholiken das Schenken von Nikolaus auf Weihnachten, die Weihnachtsbäume halten Einzug in den Familien. Die „katholische” Krippe wird von den Protestanten angenommen. Diese überkonfessionelle Brauchvermischung hat nationale Gründe. Die Preußen hatten es 1870/71 geschickt verstanden, eine „deutsche” Weihnacht zu kreieren, zu der Baum, Lied, Gedicht, Essen und Trinken und heimische Gemütlichkeit gehören.

Der Siegeszug der Krippe allerdings hat eine andere Ursache. Die Aufklärung des 18. Jahrhunderts hatte alles bekämpft, was nicht rational und real gewesen war. Krippenspiele und Krippen gehörten dazu. Sie wurden in den Kirchen schlicht verboten. Deshalb begannen die Leute selber Krippen zu bauen, stellten sich diese zu Hause auf und protestierten so gegen das staatliche Verdikt, was nach relativ kurzer Zeit wieder zurückgenommen wurde. Die Krippen aber blieben in den Familien.